Ventile einstellen

Einleitung

Das Einstellen der Ventile beim T3 Diesel ist etwas nervig, weil es keine Einstellschrauben, sondern Tassenstößel mit Einstellscheiben gibt. Man stellt das Spiel also ein, indem man Scheiben unterschiedlicher Dicke zwischen Nockenwelle und Tassenstößel legt. Wenn das Spiel nicht stimmt, muss man also andere Scheiben besorgen; bei VW gibt’s die oft gar nicht mehr, und wenn dann zu horrenden Preisen. Im Internet gibt es die Scheibe für ca 2€ (z.B. hier)

VW schreibt im Reparaturleitfaden (RLF), man solle die Ventile im warmen Zustand des Motors einstellen (gemeint sind > 35°); ich persönlich mache es im kalten (ca. 20°) Zustand, weil ich mir nicht dauernd die Finger verbrennen will und der Motor beim Prüfen/Einstellen eh immer weiter abkühlt. VW gibt Werte für kalten und warmen Zustand an.

Einstellwerte

Die Werte bei kaltem Motor sind 0,05mm kleiner als bei warmem.

  Einlass Auslass
kalt (20°) 0,2 +/- 0,05mm 0,4 +/- 0,05mm
warm (>35°) 0,25 +/- 0,05mm 0,45 +/- 0,05mm

Wo ist Einlass, wo Auslass?

Auf mehrfache Nachfrage hin noch ein kleiner Tip: wie erkennt man Einlass- und Auslassventile?

Am Zylinderkopf sind in Fahrtrichtung links Ansaug- und Auspuffkrümmer angeschraubt. Der Ansaugkrümmer ist aus Alu, der Auspuffkrümmer aus Grauguss und meistens rostbraun. Die Auslassventile blasen in den Auspuffkrümmer, die Einlassventil bekommen Frischluft aus dem Ansaugkrümmer – daran kann man erkennen, welches Ventil was für eins ist.

Oder, von hinten nach vorne:

Zyl 1 Zyl 2 Zyl 3 Zyl 4
A E A E E A E A

 

Was man so braucht

Der Niederhalter; Bild von wagenteile.com

Luftfilter (JX) weg, Ventildeckel ab

Folgendes sollte man parat haben, sonst braucht man gar nicht anfangen:

  • den Ventilniederhalter; das ist ein Spezialschlüssel, mit dem man das Ventil runterdrückt, um das Einstellplättchen herausnehmen zu können. Gibt es z.B. bei Wagenteile
  • Luftpistole oder Ölspray mit Röhrchen, um das Plättchen aus dem Stößel zu blasen – oder die Spezialzange
  • Fühlerlehren, am besten einen Satz in 0,05er Stufung, bis 0,5mm

Wenn man noch nie Ventile eingestellt hat, sollte vielleicht jemand dabei sein und ein Gefühl dafür geben, wie stramm sich eine Fühlerlehre durchziehen lassen muss, damit das Spiel dem Wert der Lehre entspricht. Wenn ich versuchen sollte, das zu beschreiben, würde ich sagen die Fühlerlehre darf nicht ohne Widerstand durchgehen – aber eben auch nicht mit Gewalt.

Vorbereitung

 
  • Luftfilter abbauen, sonst hat man nicht genug Platz (zumindest beim JX)
  • Motorentlüftung (Schläuche am Ventildeckel) abnehmen; der große schwarze Plastikpilz bleibt am Ventildeckel
  • Ventildeckelmuttern ringsrum lösen und Deckel abnehmen

Aktuelles Spiel messen

Das Prozedere ist im Prinzip wie folgt:

  • Man misst jedes einzelne Ventilspiel und schreibt den Wert in diese Tabelle hier
  • “Messen” heißt in diesem Zusammenhang: welche Fühlerlehre geht am sattesten (nicht zu stramm, nicht zu locker) zwischen Nocke und Einstellscheibe durch?
  • liegt das Spiel im Toleranzbereich ist alles gut, weiter zum nächsten
  • ist das Spiel außerhalb der Toleranz, muss die aktuelle Einstellscheibe rausgenommen werden (siehe nächster Abschnitt)- sonst kann man nicht sehen, wie dick sie ist und daher nicht ausrechnen, wie dick die neue sein muss. Die Dicke der aktuellen Scheibe schreibt man auch in die Tabelle.
  • die Dicke steht auf der Unterseite der Einstellscheibe; ist sie nicht mehr lesbar, kann man mit einem Messschieber nachmessen
  • hat man eine passende neue Scheibe, kann die gleich rein, ansonsten kommt die neue Scheibe auf die Einkaufsliste

Tips zum Messen und Weiterdrehen

  • Man prüft immer das Ventil, dessen Nocke gerade nach oben zeigt
  • In der Regel gehen immer 2 Ventile in einer Kurbelwellenstellung
  • Beim T3 Diesel kommt man nicht an die Kurbelwellenschraube, daher entweder den Bus im 4. Gang verschieben oder mit einem breiten großen Schraubenzieher oder Vierkanteisen an 2 Schrauben der Kurbelwellen-Keilriemenscheibe hebeln, um den Motor weiterzudrehen (rechts rum).
  • Motor nur drehen, wenn auf allen Stößeln Einstellscheiben liegen!

Beispielrechnung

für ein Einlassventil (Sollspiel 0,20mm):

Aktuelles Spiel: 0,10
Aktuelle Einstellscheibe: 3,85
benötigte Einstellscheibe: 3,75

Formel: Benötigte Einstellscheibe = Aktuelle Einstellscheibe – (Sollspiel – aktuelles Spiel)

Einstellscheibe rauspopeln

Einstellscheibe rauspopeln – siehe Text.

Einstellscheibe auf Basetti-Decke

Um eine Einstellscheibe rauszukriegen gehe man wie folgt vor:

  • der Kolben sollte nicht im OT stehen, sonst bekommt man das Ventil nicht weit genug runter; meistens passt’s, wenn der Nocken nicht genau vom Ventil weg zeigt sondern eher schräg nach oben
  • Niederhalter am Ventil ansetzen und mit Gefühl runterdrücken. Wenn nix geht, ist der Kolben im OT (dann Motor weiterdrehen) oder der Niederhalter nicht richtig angesetzt
  • am Rand des Tassenstößels ist eine Aussparung (siehe roter Kringel im Bild); die sollte nach Runterdrücken des Ventils sichtbar sein
  • hat man nicht die Spezialzange, pustet man jetzt etwas Druckluft (alternativ Sprühöl) in die Aussparung; die Scheibe hüpft dann sofort vom Stößel. Dabei am besten mit den Fingern hinter die Nockenwelle fassen, um die Scheibe aufzufangen. Ist aber nicht kritisch, da sind keine Schächte, in die die Scheibe fallen kann

Einstellscheiben einsetzen

  • Beschriftung unten
  • nicht verkanten, Scheibe muss satt im Stößel sitzen

Abschließendes

Bevor man alles wieder zusammenbaut, träufelt man etwas Motoröl auf die Nockenwelle. Wer mag, kann jetzt den Motor zwei mal durchdrehen um zu schauen, ob alles wieder richtig sitzt.

Ansonsten:
  • das schwarze Plastikblech, das auf die Nockenwellenlager gelegt wird, nicht vergessen.
  • Ventildeckeldichtung prüfen; evtl. Dichtmasse auftragen (mein Ventildeckel saut ohne Dichtmasse)
  • Muttern nicht zu fest ziehen, sonst verbiegt sich der Deckel und/oder die Dichtung wird gequetscht