Bremsbacken vernieten

Bremsbeläge vernieten? Scheint etwas aus der Zeit gefallen, nachdem man sonst Bremsbacken eigentlich immer mit aufgeklebten Belägen komplett neu bekommt. Beim Bremer sind die geklebten Backen aber gar nicht mehr lieferbar. Und kosteten zum Schluss so an die 500,- (kein Witz). Als NOS gibt es sie immer noch, aber eben auch für fast genau so viel Asche. Die Beläge zum Aufnieten bekommt man bei den Teile-Händlern für ca. 50,- von Beral oder Textar – beides vertrauenswürdig weil Erstausrüster.

Was braucht man?

  • Bohrmaschine/Akkuschrauber nebst passendem Bohrer (beim Bremer 4mm) um die alten Nieten auszubohren
  • Dreikantschaber oder Dreikantfeile zum Entrosten
  • grobes (80er) Schmirgelleinen, Drahtbürste
  • Rostumwandler
  • hitzefeste Farbe
  • neue Beläge natürlich, hoffentlich mit genug und passenden Nieten
  • einen Schraubstock
  • einen großen Durchschlag, ca. 6mm
  • einen Nietkopfmacher – oder 8er Rundeisen
Bohrmaschine als Drehbank

Letzteres (den Nietkopfmacher) hat kein Mensch, man kann sich sowas aber super selber basteln. Ich habe einen 8mm Rundstahl genommen, 15cm abgesägt und in die Bohrmaschine gespannt. Die Bohrmaschine wiederum hab ich vorsichtig in den Schraubstock geklemmt und dann mit einer spitzen Feile die Form eines professionellen State-Of-The-Art-Nietkopfmachers abgekupfert.

Das linke Dings ist der Nietkopfmacher, das rechte habe ich verwendet, um die Nieten vorher etwas aufzuweiten. Dazu gleich mehr. Die Kombination hat hervorragend funktioniert. War übrigens nicht meine Idee, das haben andere schon vor mir so gemacht.

Los geht’s

Alte Beläge entfernen

Die alten Beläge gehen am einfachsten runter, wenn man die Nieten auf/wegbohrt. Dabei aufpassen, dass der gewählte Bohrer nicht zu groß ist, die Löcher sollten nicht geweitet werden (Beim Bremer/Mercedes G 4mm). Wenn sich die Nieten mit drehen, kann man die Köpfe mit einem scharfen Stemmeisen oder Meißel weghauen.

Dabei würde ich empfehlen, die alten Beläge möglichst nicht zu zerbröseln – kann gut sein, dass da noch Asbest drin ist.

Backen entrosten

Der nächste Schritt ist, die Backen zu entrosten – schließlich kosten sie einen Haufen Kohle. Die Fläche, auf die der Belag kommt, muss total glatt sein, ohne Rostzunder, Quaddeln oder sowas. Das geht am besten, wenn man die Kante einer Dreikantfeile quer über die Backen zieht. Die Feile also nicht wie normalerweise vor- und zurück sondern seitwärts bewegen. Danach nochmal mit grobem Schmirgelleinen drüber.

Baby-Popo-glatt!

Den Rest habe ich mit Drahtbürste und einer Fertan-Behandlung entrostet. Ist das erledigt, sollten die Backen mit hitzefester Farbe lackiert werden. Ich hab Zinkspray genommen, weil ich nichts anderes hatte.

Neue Beläge aufnieten

Bevor man losnietet sollte man sicherstellen, dass die Beläge an die richtige Backe kommen. Beim Bremer sind die Beläge unterschiedlich lang; die kürzeren gehören auf die in Fahrtrichtung vordere Backe. Die hintere Backe ist die mit dem Hebel für die Handbremsbetätigung.

Ein paar Tips:

  • Beläge von der Mitte nach außen vernieten
  • alles total gerade halten
  • die Beläge sind spröde, also nicht draufhauen oder verbiegen

Jetzt einen dicken Durchschlag, der gerade so auf die Nietköpfe passt, gerade in den Schraubstock einspannen; der Durchschlag drückt beim Vernieten nachher von unten auf den Nietkopf. Dafür darf er natürlich nicht zu groß sein, sonst haut man sich den Belag kaputt:

Das Bild zeigt das Prinzip, der Fehler ist nur, dass alles schief gehalten wird. Das war aber nur für das Bild… also beim Vernieten darauf achten, dass Durchschlag und Nietwerkzeug in einer Linie sind, die Bremsbacke dazu im rechten Winkel.

Im Bild oben setze ich gerade das Ding zum Aufweiten ein. Ein, zwei leichte Schläge reichen, um den Niet genug aufzuweiten (siehe Bild rechts).

Dann kommt der Nietkopfmacher. Drei vier Schläge, dabei immer darauf achten, dass der Durchschlag unten noch da ist, wo er sein soll und alles gerade ist. Das Ergebnis ist dann das Bild links. Nicht ganz, aber fast perfekt.

Das ganze macht man 52 mal (beim Bremer), dann ist man schon fertig.