Motorlager erneuern

Beim Mercedes T1 310 D / 308 D

Diagnose

Ob die Motorlager, insbesondere die beiden vorderen links und rechts, hinüber sind, merkt man an folgenden Symptomen:

  • Scheppern/Rumpeln beim Abstellen (oder Starten) des Motors
  • Grunzen/Brummen beim Beschleunigen mit niedriger Drehzahl
  • Risse im Gummilager (um auf alle Seiten schauen zu können, braucht man Spiegel und Lampe)
  • das Lager hat sich gesetzt, so dass es am Metallbügel ansteht (siehe Bild)
Motorlager durch am Mercedes T1 310 D
So sah das Lager bei meinem 310 D aus – es steht am Metallbügel an

Das hintere Lager am Getriebe ist ein bisschen schwerer zu sehen, mit einem Spiegel geht’s aber. Meins hatte Risse, deswegen ist es rausgeflogen.

Bauarten

Am Bremer gab es mindestens drei verschiedene Bauarten der Motorlager:

  • ganz alte Semester haben ein pilzförmiges Gummi
  • dann gab es trapezförmige Lager mit einer Klemmschraube in der Mitte
  • zum Schluss kam dann die Variante aus meinem Bus; kann sein, dass bei den neueren (OM 601/602, 308 D und 310 D) immer diese Art verbaut wurde

Wie das bei den alten Pilz-Lagern so funktioniert kann ich nicht sagen; prinzipiell ist der Arbeitsumfang aber ähnlich. Die folgende Beschreibung bezieht sich jedenfalls auf die Bauart im Bild oben.

Was braucht man?

Natürlich die Lager und ein paar Muttern. Insgesamt 9 Stopmuttern M10 (eine für das Getriebelager); original sind verzinkte Muttern mit Klemmung eingebaut, also keine mit Kunststoffring (Polystop).

Das hintere Lager ist mit einer Mutter mit 12er Feingewinde am Getriebe befestigt. In meiner Schraubenkiste habe ich 12er Schrauben mit gröberem und feinerem Gewinde gefunden; weiß nicht, was das für eine Steigung hat, ich hab die Mutter bei Mercedes mitbestellt.

Ersatzteil-Quelle

Erste Wahl ist natürlich Mercedes; das hintere Lager habe ich auch für ca. 70,- bei Mercedes geholt (Teilenummer 601 240 07 18). Bei den vorderen hab ich mir Corteco-Lager von jemand empfehlen lassen, der damit öfter zu tun hat – mal sehen, wie lange die halten. Die Corteco Lager sehen ordentlich aus, da gibt’s erstmal nix zu meckern. Die Corteco-Nummer ist 2165296.

Nach dem Ausbau konnte ich die Teilenummer lesen: 901 241 24 13.
Die gibt es noch von Lemförder – einem der wenigen vorbehaltlos zu empfehlenden Aftermarket-Marken. Die werden bei den einschlägigen Teilehändlern aber nicht gelistet, man muss explizit nach der Teilenummer suchen, z.B. bei daparto. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich nicht mit Corteco “experimentiert”.

Ein Kollege aus dem busfreaks-Forum hat febi-Motorlager genommen… die waren nach 8.000 km durch.

Ausbau vorne

Motor anheben

Zum Ausbau der Lager muss logischerweise der Motor angehoben werden. Am besten mit Rangierwagenheber und Holzplatte hinten an der Ölwanne anheben, kurz vor dem Vorderachsträger. Aber erstmal nur soviel, dass die Lager sich leicht entspannen.

Lager raus

Motorhaube im Innenraum abnehmen und die Schrauben, die die Motorträger mit den Lagern verbinden, rausdrehen (SW19). Auf der rechten Seite geht das gerade so mit Kreuzgelenk, links komt man nur von unten hin (mit gekröpftem Ringschlüssel).

Motorlager ausbauen - Mercedes T1 310 D

Dann die jeweils 2 M10 Muttern lösen, die die Lager mit dem Motorquerträger verbinden (siehe Bild rechts).

Wenn man jetzt den Wagenheber anhebt, kann man die Lager irgendwann rausziehen. Obacht auf die Kühlerzarge. Wenn der Motor nicht hoch will, muss er irgendwo festhängen… auf keinen Fall mit Gewalt anheben, bis was futsch ist.

Wenn die Lager draußen sind, muss man die Konsolen auf die neuen Lager umbauen. Neue Muttern verwenden, Anzugsdrehmoment 45Nm.

Neue rein

Den Motor evtl. noch etwas anheben, weil die alten Lager sich gesetzt haben. Auf die Platte achten, die zwischen Konsole und Motorquerträger kommt.

Hat man die neuen Lager reingefummelt, den Motor etwas ablassen und zuerst die oberen Schrauben anbeissen lassen. Auf der rechten Seite muss das Abschirmblech wieder rein, dass die Hitze vom Krümmer abhält. Links wird ein Kabelhalter mit der Schraube befestigt, auch den nicht vergessen.
Dann den Motor ablassen und die Muttern unten etwas anziehen, aber nur so weit, dass das Lager immer noch locker ist. Jetzt den Motor von oben kräftig mit der Hand schütteln, damit die Lager sich setzen. Nicht den Motor laufen lassen – beim Abstellen macht er einen kräftigen Ruck, kann sein, dass die Lager dann gerade nicht richtig sitzen.

Nach dem Schütteln Muttern unten mit 45Nm anziehen, die 12er Schrauben würden 80Nm bekommen, wenn man denn mit einem Drehmomentschlüssel hinkäme…

Bei den trapezförmigen Lagern bekommt die Klemmschraube 35Nm.

Ausbau hinten (Getriebelager)

So sieht das Lager neuerer Bauart aus (neu neben alt):

Getriebelager neu und alt - Mercedes T1 310 D

Getriebe anheben

Das Getriebe mit einem Rangierwagenheber leicht anheben, so dass die Last vom Lager genommen wird.

Altes Getriebelager eingebaut - Mercedes T1 310 D
So sieht das alte, noch eingebaute Lager aus

Lager raus

Die SW19 Mutter, die das Lager mit dem Getriebe verbindet, abschrauben. Das Lager ist mit einer langen Schraube M10/SW17 am Getriebehalter befestigt; Mutter abschrauben und Schraube rausziehen. Mutter und Schraube haben jeweils eine große Beilagscheibe.

Um das Lager rauszubekommen, muss der Getriebehalter, der das Getriebe an der Karosserie hält, auf der einen Seite gelöst und der anderen gelockert werden.

Getriebelager ausgebaut - Mercedes T1 310 D
Lager ist schon draußen;
der Halter ist links gelöst und hängt rechts noch an den gelockerten Schrauben

Und wieder rein

Der Einbau geht umgekehrt. Neue Mutter SW17 mit 45Nm anziehen, der Getriebehalter an der Karosserie bekommt auch 45Nm. Die 19er Mutter 80Nm – auch wenn man da wieder nicht mit dem Drehmomentschlüssel hinkommt. Das Motorschütteln vor dem Festziehen kann man sich beim hinteren Lager sparen – es sei denn, man hat noch die alte Trapezbauform. In diesem Fall die mittlere Klemmschraube des Lagers nach dem Schütteln mit 35Nm anziehen.