mit OM602 Motor
Vorwort
Der 310 D hat einen Ölkühler, der über zwei Rohr/Schlauchleitungen mit dem Ölfilterfuß verbunden ist. Im Ölfilterfuß ist ein Thermostat, das bei 110° öffnet. Das Thermostat sitzt hinter einem Rücklaufsperrventil, das verhindert, das nach dem Abstellen des Motors der Ölfilter leer läuft. Wobei das beim 310 D nebensächlich ist, da der Ölfilter nach unten hängt.
Das Öl kommt von der Pumpe und strömt durch das Rücklaufsperrventil zum Ölfilter; ist das Öl wärmer als 110°, fließt ein Teil des Öls durch den Ölkühler und dann zum Filter. Bei 125° ist das Thermostat vollständig geöffnet, wobei dann immer noch ein Teil des Öls direkt zum Filter fließt.
In der Mercedes Werkstattliteratur steht leider sehr wenig bis nix über das Thermostat und wie es zu wechseln ist. Das Ölfiltergehäuse muss jedenfalls abgebaut werden. Im Bucheli steht eine Anleitung, die soweit stimmt – abgesehen davon, dass man das Kühlwasser nicht ablassen und auch keine Heizungsrohre abnehmen muss.
Thermostat prüfen
In der Literatur für den /8 (240D und 240D 3.0) stand zu lesen, dass man ein Ölthermometer statt des Ölmessstabs in die Ölwanne stecken und den Motor mit mittleren Drehzahlen auf Temperatur bringen soll. Ab 110° Öltemperatur soll der Ölkühler warm werden.
Man kann aber auch nach einer halben Stunde Autobahnfahrt an den Ölkühler fassen (vorher rechts ranfahren); da sollte er schon warm sein. Wenn nicht, ist höchstwahrscheinlich das Thermostat futsch.
Kleine Warnung
Der 602.940 aus dem Transporter hat feine Ölspritzdüsen, die von unten auf die Kolbenböden spritzen um diese zu kühlen. Das ist ein ziemlich cooles Feature, das man tunlichst erhalten sollte. Die Düsen sind sehr empfindlich gegen Verschmutzung, daher sollte man bei der Operation peinlich genau darauf achten, keinen Schmutz auf die Reinölseite zu bekommen. Dazu später mehr.
Was man so braucht
Spezialwerkzeug braucht man keins, aber einen 6mm Inbus mit 1/4″ Antrieb kann ich empfehlen, weil es alles sehr eng ist. 3/8″ geht zur Not auch. Und es hilft sehr, wenn man zu zweit ist.
Die Liste:
- 6mm Inbus
- 5mm Inbus
- 27mm Nuss für das Rücklaufsperrventil
- Dichtungsschaber
- möglichst fusselfreie Lappen
- Curil-T oder Hylomar oder ähnliche Dichtmasse
- Eine Dichtbeilage (A 601 184 05 80)
- Ein Thermostat (A 603 180 01 75)
- Neue O-Ringe für die Ölleitungen (2 Stück, grün, A 012 997 56 48)
Los geht’s
Ölfiltergehäuse ausbauen
- Bus vorne aufbocken
- Batterie abklemmen (Minuspol abschrauben)
- Anlasser ausbauen; das geht nur von unten. Erst die dicken Kabel vom Magnetschalter (3 Stück) abnehmen (Mutter SW13), dann die Kappe abziehen und die Kreuzschlitzschraube lösen, um das kleine Kabel abzunehmen. Dann zwei Schrauben SW17 am Getriebeflansch von hinten abschrauben und den Anlasser rausnehmen. Das geht nur knapp und am besten, wenn man das vordere Ende des Anlassers nach außen zum Längsträger drückt

- Öl aus dem Filter ablassen; dazu die beiden Muttern SW13 am Deckel lösen, so dass sie gerade noch greifen und dann den Deckel aus dem Filtertopf ziehen, bis es anfängt zu laufen. Zu diesem Zeitpunkt sollte eine Wanne drunter stehen. Es läuft ca. 1 Liter aus
- Muttern am Ölfilterdeckel wieder anziehen (20Nm)
- Die beiden Leitungen zum Ölkühler vorne am Ölfiltergehäuse abschrauben; das geht am besten von oben, 4x Inbus SW5

- Klemmschelle für die Ölleitungen an der Ölwanne links abnehmen (SW10) und die Leitungen nach vorne aus dem Ölfiltergehäuse ziehen
- Kabel für Öldruckschalter abnehmen
- Das Getriebe muss abgesenkt werden, um die Schrauben am Filterfuß lösen zu können, sonst ist es da zu eng. Vorher muss aber der von vorne erste Halter, der den Auspuff am Boden hält, abgenommen werden:

- Wagenheber unter den hinteren Getriebe-Querträger stellen, abstützen und die vier Schrauben SW17 des Getriebeträgers lösen; danach das Getriebe ablassen, bis es nicht mehr weiter runterkommt, dann wieder etwas anheben, damit nicht alles unter Spannung steht
- Zumindest den von oben erreichbaren Bereich um den Flansch zw. Filtergehäuse und Motorblock reinigen, damit nichts auf die Reinölseite fallen kann, wenn man das Gehäuse abnimmt
- 4 Befestigungsschrauben (6er Inbus) am Ölfilterfuß lösen; die beiden unteren Schrauben am besten von unten lösen, wobei ein Helfer oben den Steckschlüssel dirigieren sollte

- Ölfiltergehäuse abnehmen; beim Rausnehmen läuft evtl. noch etwas Öl aus

Dichtflächen reinigen
Beim Reinigen der Dichtflächen aufpassen, dass bloß kein Dreck auf die Reinölseite kommt:


In dem Foto oben sieht man den Filterflansch am Filtergehäuse.
Links oben, das Ding das aussieht wie ein Mercedesstern, ist die Abdeckung für das Rückstromsperrventil; darunter ist auch der Thermostateinsatz. Hier strömt das ungefilterte Öl von der Ölpumpe kommend rein.
Die ovale Öffnung oben Mitte ist der Ausgang vom Nebenstromfilter, hier läuft das feingefilterte Öl aus dem Nebenstromfilter zurück in die Ölwanne.
Die Öffnungen unten sind die delikate Reinölseite, hier läuft das gefilterte Öl zu den Schmierstellen. Hier darf auf keinen Fall Dreck rein! Nur zur Not auswischen mit fusselfreiem Lappen
Beim Reinigen der Dichtfläche die Reinölöffnung abdecken bzw. mit etwas Fusselfreiem, Ölfesten (Plastikfolie, Schaumstoff) vollstopfen
Und noch was Schönes: die beiden unteren Schraubenlöcher haben Passhülsen. Danke Mercedes! Bei VW z.B. gäbe es das nicht.
Thermostat ausbauen/wechseln
Mit einer 27er Stecknuss löst man den Mercedesstern. Das Ding steht unter leichtem Federdruck. Beim Rausnehmen der Teile auf die Einbaulage achten, bei mir kam folgendes zum Vorschein:

(1) Schraubkappe (Mercedesstern)
(2) Ventilkegel Rückstromsperrventil
(3) Feder Rückstromsperrventil
(4) Federteller
(5) Thermostatfeder
(6) Thermostateinsatz (hier nicht im Bild)
Der Thermostat sieht so aus:

Der alte Thermostat (links) war bei meinem komplett zusammengedrückt, der Stößel lag am Thermostat an. Beim neuen ist der Stößel ca. 5mm draußen.
Einbau neuer Thermostateinsatz
Vor dem Einbau den neuen Thermostat einölen, damit er schön rein flutscht. Dann die große Feder und den Federteller einsetzen. Den Ventilkegel des Rückstromsperrventils habe ich mit etwas Fett in die Schraubkappe gebappt und dann zusammen mit der Feder eingesetzt. Die Kappe mit 40Nm anziehen (so stand es in der Literatur zum /8).
Nach dem Einbau sollte sich der Ventilkegel eindrücken lassen und von selbst wieder zurückkommen, sonst sitzt die kleine Feder nicht richtig.
Ölfiltergehäuse einbauen
- Wenn die Dichtflächen sauber sind, klebt man mit etwas Dichtmasse (Hylomar, Curil-T) die neue Dichtung auf den Filterfuß, denn da sind die Passhülsen dran. Wenig Dichtmasse verwenden, es sollte nichts raus gequetscht werden. Danach Dichtmasse auf die Motorseite der Dichtung auftragen.
- Das Filtergehäuse von unten wieder einsetzen. Ein Helfer sollte das Ganze von oben dirigieren. Schrauben einsetzen (wieder mit Hilfe von oben, Danke Floh 🙂) und mit 25Nm anziehen. Wer es tatsächlich schafft, da einen Drehmomentschlüssel anzusetzen, hat meinen Respekt…
- Die Ölleitungen mit neuen O-Ringen montieren und mit 10Nm anziehen
- Anlasser einbauen (SW17 Schrauben 45Nm)
- Getriebe wieder anheben und den Bügel mit 45Nm anziehen (4x SW17)
- Auspuffhalter befestigen
- Ölleitungen vorne links an der Ölwanne befestigen (10Nm)
- ca. 1 Liter Öl einfüllen
- Motor anwerfen und schauen, ob alles dicht ist
- Bus abbocken
Fertig, abputzen!