Zylinderkopf aus/einbauen

Was braucht man?

Werkzeug

  • Drehmomentschlüssel bis ca. 100Nm
  • Spezialnuss für VW Zylinderkopfschrauben
  • Einstelllineal für Nockenwelle
  • Absteckdorn für Einspritzpumpe oder passendes kurzes Rundeisen
  • Messuhr und Messuhradapter zum Einstellen des Förderbeginns; beides findet man mal hier, mal da
  • 19er 12kant Stecknuss für die Kurbelwellenschraube
  • 12kant Stecknuss SW12 für die Turboschrauben
  • Druckluft zum Ausblasen
  • gutes 40er oder 80er Schleifleinen (kein Papier)

Ersatzteile

  • frisches Öl, frisches Kühlerforstschutzmittel
  • Bremsenreiniger
  • Zylinderkopfdichtung in richtiger Dicke (man beachte Anzahl Kerben/Löcher)
  • 10 neue Zylinderkopfschrauben
  • evtl. neuer Zahnriemensatz (falls älter als ca. 50tkm)

Arbeitsschritte

Ich war diesmal etwas fotografierfaul – oder die Hände waren einfach zu ölig – daher gibt’s leider kaum Bilder…

Teil 1

  • Wasser ablassen; dazu den mittleren, etwas dünneren Schlauch und den unteren, dicken Schlauch an der Wasserpumpe abziehen
  • alle Kabel und Wasserschläuche vom Kopf abnehmen
  • das Öl erst ablassen, wenn der Kopf unten ist. Öl schwimmt oben und drückt das Wasser, das beim Abnehmen des Zylinderkopfs ins Öl läuft, aus der Ölwanne
  • Luftfilter abbauen
  • Ventildeckel abnehmen
  • Einspritzleitungen abnehmen
  • Auspuff komplett ausbauen; der Turbo muss eh raus, und man kommt dann an die Kurbelwellenschraube und den Zahnriemen

Turbo

  • Bereich um den Turbo säubern (Staub und Dreck entfernen)
  • oberes Ölrohr zum Turbo abnehmen; Anschlüsse mit Klebeband verschließen
  • Saug- und Druckschlauch vom Turbo abnehmen
  • Turbo mit 12er 12kant-Stecknuss vom Krümmer abschrauben
  • Turbo abnehmen und mit Frischhaltefolie vor Staub schützen

Riementrieb

  • Motor auf OT 1. Zylinder Zündzeitpunkt stellen. Dazu Kurbelwelle vorn mit 19er 12kant-Nuss drehen, bis die Markierung am Kupplungsgehäuse fluchtet. Die Ventile am 1. Zylinder (der in Fahrtrichtung hinterste) müssen offen sein, d.h. beide Nocken zeigen vom Ventil weg. Ansonsten Kurbelwelle eine Umdrehung weiter drehen.
  • Zahnriemenverkleidung oben abnehmen; dazu Klammern öffnen (eine unten, drei oben) und eine kleine M6 Schraube ungefähr in der Mitte der oberen Abdeckung
  • Zahnriemen entspannen; dazu Mutter auf der Spannrolle lösen
  • Einstelllineal hinten an der Nockenwelle anbringen und dadurch als Gegenhalter missbrauchen
  • Nockenwellenradschraube SW19 lösen; Nockenwellenrad löst sich mit gaaanz leichten Hammerschlägen von hinten (Zylinderkopfseite)

Kopf

Zylinderkopf-frisch abgenommen. Undichtigkeiten siehe Pfeile

  • Jetzt 10 Zylinderkopfschrauben lösen; die Reihenfolge ist die umgekehrte wie beim Anziehen, d.h. von ganz außen zur Mitte hin und her
  • Zylinderkopf möglichst zu zweit rausheben; dabei läuft etwas Restkühlwasser in die Zylinder und Ölbohrungen
  • Restwasser in den Zylindern mit Lappen aufnehmen und Zylinder leicht gg. Flugrost ölen (WD40, Caramba)

Dichtflächen

  • Die Dichtflächen an Motor und Zylinderkopf vorsichtig mit breitem Spachtel sauberschaben; insbesondere der Alu-Kopf ist empfindlich
  • mit 40er oder 80er Schleifleinen und Schleifklotz die Dichtflächen babypopoglatt schmirgeln. Nicht mit dem Finger schleifen; der Klotz ist wichtig, damit man keine Wellen reinschleift (wer denkt, 40er Papier ist viel zu grob, der soll sich mal einen neu plangefrästen Kopf anschauen)
  • Kopf mit Bremsenreiniger einsprühen und mit Druckluft abblasen. Insebesondere auf die geöffneten Ventile achten – da darf kein Schleifstaub drin sein!
  • Am Block ebenso verfahren
  • Wichtig: am Block die Schraubenlöcher mit vorgehaltenem Lappen mit Druckluft ausblasen. In den Sacklöchern darf kein Öl oder Wasser sein. (Lässt man den Lappen weg, haut es einem die Soße garantiert in die Augen…)

Dichtung positionieren

Neue Dichtung, mit selbstgebastelten Passhülsen positioniert

Leider hat der Block keine Passhülsen, so dass die Dichtung und der Kopf beim Aufsetzen und Befestigen rumeiern, wie sie wollen. Es gibt von VW Passhülsen zum Einschrauben, die kann man sich aber mit etwas Geduld aus 2 alten Kopfschrauben selber bauen:

  • von 2 alten Zylinderkopfschrauben die Schraubenköpfe möglichst knapp absägen
  • oben einen Schlitz reinflexen, damit man die Schrauben wieder rausbringt
  • testweise ganz in den Block einschrauben; Einschraubtiefe merken und an der Stelle mit Isolierband so weit verdicken, dass Dichtung und Kopf einigermaßen positioniert gehalten werden
  • beide Schrauben in den Block drehen (schräg gegenüber von einander, nicht ganz außen)
  • Dichtung auflegen (auf TOP Markierung achten!)
  • Kurbelwelle in OT 1. Zylinder (Markierung an Kupplungsgehäuse)
  • Zylinderkopf ebenfalls Zünd-OT 1. Zylinder (Einstelllineal muss hinten an die Nockenwelle passen)
  • Zylinderkopf zu zweit auflegen
  • die übrigen 8 neuen Zylinderkopfschrauben leicht über Kreuz anziehen (erstmal 20Nm), damit der Kopf nicht mehr verrutschen kann
  • Zentrierschrauben mit Schraubenzieher rausdrehen
  • die letztem 2 Schrauben einsetzen und leicht anziehen

Zylinderkopfschrauben anziehen

Kleiner Hinweis: das gilt alles für die Kopfschrauben mit Innenvielzahn. Zylinderkopfschrauben mit Inbus (gibt’s die überhaupt noch?) haben ein komplett anderes Anzugsschema!

Für die Reihenfolge des Anzugs siehe folgende hübsche Grafik:

Kleiner Hinweis: Manchmal ist bei der Kopfdichtung ein Zettel mit Anzugsreihenfolge und Drehmomenten; im Zweifel immer die Werte auf dem Zettel nehmen, da das Dichtungsmaterial sich ja geändert haben könnte. Der Dichtungshersteller muss es wissen! Die Werte hier sind die von VW.

  • 1. Anzug: 40Nm
  • 2. Anzug: 60Nm
  • 3. Anzug: 90° weiterdrehen (in einem Stück)
  • 4. Anzug: 90° weiterdrehen (in einem Stück)
  • 5. Anzug: nach Warmlaufen des Motors (VW sagt, mindestens 50° Öltemperatur) noch mal 90° weiterdrehen

Nach ca. 1.000km nochmal 90° weiterdrehen.

Das Weiterdrehen, insbesondere ab Punkt 4, ist ganz schön anstengend und absolut brachial. Nicht wundern, das gehört so…

Zusammenbau

  • Zusammenbau geht umgekehrt wie Demontage
  • Alles außer Auspuff, Einspritzleitungen, Wasserleitungen hinter der ESP und Ventildeckel wieder montieren
  • Öl wechseln

Steuerzeiten

Zum Einstellen der Steuerzeiten und des Förderbeginns der Einspritzpumpe müssen drei Sachen synchron gebracht werden:

  • Nockenwelle (Einstelllineal muss hinten an der Nockenwelle mit der Ventildeckeldichtfläche am Zylinderkopf passen)
  • Kurbelwelle (Markierung im Kupplungsgehäuse oben in Fahrtrichtung rechts muss fluchten)
  • Einsteckdorn am Einspritzpumpenrad muss gerade sitzen und reinpassen

Wenn alle drei Sachen stimmen, kann der Zahnriemen aufgelegt werden. Das Nockenwellenrad darf dabei noch nicht festgezogen sein und muss sich von Hand verdrehen lassen.

Wenn der Riemen mehr als ca. 40tkm runter hat, würde ich einen neuen samt neuer Spannrolle montieren. Beim Montieren darauf achten, dass nix verdreht und der Zahnriemen in Fahrtrichtung rechts, als im Bereich Einspritzpumpe/Nebenwelle/Kurbelwelle ohne Dellen sitzt. Fummelig wird die ganze Sache dadurch, dass die Einspritzpumpe so gar nicht auf Zünd-OT-1.Zylinder stehen bleiben will. Am besten geht’s mit einem Helfer.

Jetzt Spannrolle so verdrehen, dass der Riemen sich mit bloßer Hand zw. Nockenwelle und Einspritzpumpe ca. 45° verdrehen lässt. Oder man nimmt ein professionelles Klickereinstellgerät. Die Mutter der Spannrolle mit 45Nm anziehen.

Nockenwellenrad mit 45 Nm anziehen. Einstelllineal hinten am Kopf entfernen, Einsteckdorn entfernen und Kurbelwelle 2 Umdrehungen weiterdrehen (12kant Nuss SW19). Stimmen die Markierungen noch? Wenn nicht, geh zurück auf Los; Nockenwellenrad wieder lösen!

Förderbeginn einstellen

Das geht am besten vor Montage der Einspritzleitungen und Wasserleitungen am Zylinderkopf. Die Unterdruckleitung zum Bremskraftverstärker kann auch gerne weg.

  • Verschlussstopfen an der Einspritzpumpe (ESP) zwischen den Einspritzleitungen herausdrehen
  • Messuhradapter einschrauben
  • Motor auf Zünd-OT 1. Zylinder
  • Messuhr mit ca. 2,5mm Vorspannung einsetzen
  • Motor gegen Drehrichtung (gegen Uhrzeigersinn) drehen, bis Messuhr sich nicht mehr bewegt
  • Messuhr mit 1mm Vorspannung auf 0 stellen
  • Motor auf ZündOT 1. Zylinder; Markierung am Schwungrad/Kupplungsgehäuse muss fluchten
  • Wert auf Messuhr ablesen; Toleranzwert 0,83 bis 0,97
  • Einstellwert laut VW 0,90; ich stell immer auf 0,94 – wobei der Unterschied marginal ist
  • zum Einstellen eine 13er Schraube durch das Antriebsrad der ESP lösen, zwei oben am Flansch und eine hinten an der ESP
  • Einstellung erfolgt durch Verdrehen der ESP; spätestens jetzt müssen die Einspritzleitungen ab
  • Schrauben mit 25Nm anziehen; der Stopfen kriegt 20-25Nm

Abschluss

  • alle Wasserschläuche montieren
  • Wasser am Ausgleichsbehälter auffüllen
  • Auspuff montieren
  • Nockenwelle mit Motoröl einölen/beträufeln
  • Ventildeckel montieren
  • Motor anwerfen, Kühler entlüften
  • Wenn der Motor warm ist, Kopfschrauben noch mal 90° weiterdrehen; dazu muss natürlich blöderweise der Ventildeckel wieder ab.

Nicht vergessen: Nach 1.000km die Kopfschrauben noch mal 90° weiterdrehen.

Viel Spaß!